Auf den Spuren der Forte
In den späten 1990er Jahren fand der Font seinen Weg in das Windows Betriebssystem – und damit auf Millionen von Desktop Rechnern weltweit.
Im Nachlass Karl Reissbergers befinden sich umfangreiche Korrespondenzen mit Monotype (Er war dem Unternehmen Zeit seines Lebens als Konsulent für Satzmaschinen verbunden), einzig ein Lizenzvertrag fehlte bislang. Dafür fanden wir Unterlagen zu einem mysteriösen „Font Nr 2“.
Mit seiner Tochter Mara Reissberger begab ich mich auf die Spuren der Forte nach London. Toshi Omagari, Senior Typedesigner bei Monotype, öffnete für uns das Archiv.
Nicht approved Entwürfe wurden durch Eselsohren sauber gekennzeichnet.
Unterschiedliche Taillen für die Reproduktion in Guß oder Film.
Mara Reissberger und Toshi Omagari, der aktuell an einem Remake der Forte, der Fortissimo arbeitet.
Fazit
Forte was designed in 1962 by the Austrian commercial artist Carl Reissberger who was trained as a compositor and later taught typography and drawing in Vienna. The idea for the Forte script font came from the study of plants, individual letter forms being inspired by the long stems and furry heads of the reed. Diese Beschreibung zur Forte und ihren Urheber findet man häufig.
Nach meiner Erkenntniss müsste sie umgeschrieben werden, denn Prof. Karl Reissberger hat sich nicht nur immer mit „K“ geschrieben, er hat die Schrift auch bereits vor 1956 entworfen. In den darauffolgenden Jahren lief der Approvalprozess und die Forte wurde wohl von Monotype bereits vor ihrer Veröffentlichung 1962 an Geschäftskunden lizensiert. Darauf deuten die nachträglich beauftragten Erweiterungen hin.
Gut möglich allerdings, dass er sich wirklich von organischen Blattformen zur Forte inspirieren ließ. Themen aus der Natur finden sich in seinem gesamten künstlerischen Schaffen.
Font Specimen / Folder von 1964
Einsatz in den 1960er bis 1980er Jahren
Nach ihrer Veröffentlichung wurde die Forte vor allem im deutschen Sprachraum häufig verwendet: Zeitungstitel, Filmplakate und Reklame waren die bevorzugten Anwendungsgebiete. Da sie nur in einem Schnitt erschienen war, kam sie fast ausschließlich in Headlines und als Displayfont zum Einsatz. Auch in frühen Hofer (Aldi) Prospekten sieht man die Forte oft. Karl Reissbergers Ehefrau sammelte die Fundstücke.
Aufbruch auf die Desktops weltweit
Der Release von Office 97 im November 1996 galt als Meilenstein in der Softwareentwicklung. Das Bundle wurde auf CD-ROM oder auf insgesamt 44 3½-inch Floppy Disks vertrieben und enthielt erstmals einen knubbeligen Font aus Wien: die Forte!
Die Microsoft Corporation hatte in den 1990er Jahren eine eigene “Typography Group”. Ihre Aufgabe war es, Schriften zu entwicklen und zugekaufte Schriftschnitte für das Betriebssystem zu optimieren. Bei den externen Fonts arbeitete man unter anderem mit Monotype als Partner. Laut den Erinnerungen von Tom Stephens, ehemaliger Program Manager bei Microsoft und damit auch für die Fontauswahl zuständig, war in die Wahl der Forte für ihr Debüt im Publisher '97 neben Robert Norton und Andrew Pennock auch Vincent Connare, Designer der Comic Sans, involviert.
Ab dann war die Forte nahezu 20 Jahre in jedem Office Paket (bis Office 2010, dessen Support 2015 endete) enthalten und fand so eine unglaubliche, weltweite Verbreitung. Auch heute noch ist sie Bestandteil der Office Cloud Fonts.
Was die Verbreitung betrifft, ist die Forte damit wohl die erfolgreichste österreichische Schrift. Das zeigt sich auch an den weltweiten Beispielen ihrer Verwendung.