Amsterdam 52°22'38.5"N 4°52'52.5"E
Amsterdams Krulletters
Sie gehören zu Amsterdam wie die Pubs zu London: Bruin Cafés, gemütliche Kneipen, in denen die Locals verkehren und die von Gentrifizierung und den Auswüchsen des Tourismus (noch) weitestgehend unberührt blieben. Gemeinsam haben diese Cafés nicht nur das erhaltene Lokalkolorit, sondern oft auch verspielte Schriftzüge an ihren Portalen, die Krulletters.
Mir blieben nur wenige Stunden um einige der Cafés aufzussuchen, doch Ramiro Espinoza, Schriftdesigner und Autor des Buches De Amsterdamse Krulletters nahm mich mit auf eine Tour zu seinen Lieblingsschriftzügen und eröffnete tiefe Einblick in die Geschichte und Gegenwart der Curly Letters. Buchstaben und Bier, was für eine großartige Kombination!
Café ‘Karpershoek’, Martelaarsgracht 2
Café ‘Hoppe’, Spui 18-20
Café ‘’t Molentje’, Singel 278
Ursprünglich stammt die Amsterdamer Tradition der Krulletters vom Schildermaler Wim Visser, der ab den 1940er Jahren viele der Bruin Cafés im Auftrag der Amstel Brauerei gestaltetet. Sie wurde später von Leo Beukeboom weitergeführt, bis dieser die Malerei 2003 aufgrund eines Schlaganfalles aufgeben musste.
In seinem sehr empfehlenswertem Buch De Amsterdamse Krulletter geht Ramiro Espinoza den typografischen Wurzeln der Krulletters nach, erzählt detailreich die Geschichte der beiden Schildermaler und gibt dank der atmosphärischen Fotografien von Rob Becker einen eindrucksvollen Überblick über die etwa 50 verbliebenden Originalbeschriftungen.
In seinem sehr empfehlenswertem Buch De Amsterdamse Krulletter geht Ramiro Espinoza den typografischen Wurzeln der Krulletters nach, erzählt detailreich die Geschichte der beiden Schildermaler und gibt dank der atmosphärischen Fotografien von Rob Becker einen eindrucksvollen Überblick über die etwa 50 verbliebenden Originalbeschriftungen.
Seit das Buch 2015 erschien, erhält er immer wieder Hinweise auf vermeintliche neue Funde. Zwar handelt es sich dabei meist nicht um echte Krulletters, dennoch sind einige neue Standorte aufgetaucht. Andere gingen für immer verloren, sei es durch Sanierungen, Neuübernahmen oder schlichtweg durch Glasbruch. In einem besonders krassen Fall schlug ein Gast nach einem Disput alle Schaufenster eines Lokals ein – und zerstörte so die Krulletters.
Ramiro ist es mit seinem Buch gelungen, Awarness für dieses bis dahin wenig beachtete visuelle Erbe Amsterdams zu schaffen und damit hoffentlich zu dessen Erhalt beizutragen. Ein Besuch der Bruin Cafés und ihrer Krulletters lohnt doppelt, geben sie doch einen Einblick in die Alltagskultur der Stadt fernab der Touristenströme.
Café ‘Chris Scholten’, Van Woustraat 104
Café Café ‘Café De Nieuwe Lelie’, Nieuwe Leliestraat 83
Ramiro Espinozas Typeface „Krull“ basiert auf den Amsterdamer Krulletters und erschien in seiner Retype Foundry.